Seniorenimmobilienprojekt in Bad Aibling. Ausgabe 41, Quelle: Aviam

Liebe Leserinnen, liebe Leser !

Ab dem 10. November 2025 wird die Geschichte der Wohnungspolitik in Bayern womöglich neu geschrieben. Der Grund: Bauminister Christian Bernreiter verbringt diese Woche weder in Ober- oder Niederbayern, sondern in Japan. Dort sieht das Protokoll neben einer Erlebnisfahrt mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen insbesondere ein Studium der ambitionierten Mobilitäts- und Wohnungsbaupraxis in der Hauptstadt Tokio vor. Schon im Vorfeld ließ der Minister verlauten: „Besonders gespannt bin ich auf Erkenntnisse zur Planungs- und Baubeschleunigung beim Wohnungsbau.“ Und: „Wenn eine Metropolregion mit mehr als 37 Millionen Menschen das schafft, können wir bestimmt auch etwas für Bayern ableiten.“ Oha, das Land der aufgehenden Sonne mit gepflegter Kaisertradition möge uns also Planungs- und Baubeschleunigung lehren, wenn wir selbst vor lauter Bäumen im selbst gepflanzten Paragrafendschungel nicht mehr durchblicken.

Bernreiters Japan-Agenda sieht obendrein einen Abstecher ins Takenaka Corporation Research & Development Institute vor. Das Institut beschäftigt sich unter anderem mit der Digitalisierung im Bauwesen. Da könnte auf Bayern und somit auch auf die Landeshauptstadt München gleich noch etwas zukommen. Nicht nur Planungs- und Baubeschleunigung im Nippon-Style, sondern die Digitalisierung im Bauwesen on top. Fehlt nur noch, dass Bernreiter, mutmaßlich beeindruckt von Tokios Öffentlichem Personennahverkehr, die Idee mitbringt, die zweite Stammstrecke noch mal neu zu planen oder es vielleicht doch mit dem Transrapid zu versuchen. Mittels Digitalisierung und KI und Bau-Turbo gewiss ein Klacks.

In diesen Tagen lohnt auch ein Blick nach Barcelona. Dort bauen sie schon seit 143 Jahren an der Basilika Sagrada Familia. Die Fertigstellung wird für etwa 2033 erwartet. Das wären dann 151 Jahre gewesen. Rasant gemessen an den 632 Jahren, die sich der Kölner Dom bis zu seiner Vollendung nahm. Wie lange so ein opulenter Bau in München wohl bräuchte? Schwer zu sagen. Beim Münchner Immobilien Fokus war der für eine Baugenehmigung (zum Beispiel für ein Wohnquartier) genannte Maximalwert neun Jahre. Für eine Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) wurden bis zu ihrem Beschluss 20 Jahre als Standard genannt. Es könnte also spätestens 2045 losgehen. Um beim Tempo der Katalanen mitzuhalten, müsste der Bau bis 2196 fertig werden. Das könnte gerade so reichen und hieße, München hätte kurz vorm Beginn des 23. Jahrhunderts als Steigerungsform der Frauenkirche eine Basilika zum An- und Aufschauen.

Stellt sich nur die Frage, wohin mit dem Bau. Auf die Wiesn? Aufs Paketpostareal? An die Schützenstraße? Und: Wer würde die Basilika bezahlen? Vielleicht bringt der Bauminister aus Japan auch dazu die eine oder andere Idee mit. Am besten auch eine zur Verstetigung von Fördermitteln. Denn eine Basilika in München müsste gewiss den einen oder anderen geförderten Kirchturm aufweisen. Für seltene Kirchgänger. Schon aus Prinzip.

Es grüßt Sie ganz herzlich mit einem dreifachen Sayonara

Ihr

Bernhard Bomke, Chefredakteur 

 

Die aktuelle Ausgabe vom 5. November 2025

Frauenkirche in München, Quelle: Stocks

Die zauberhafte Altstadt in Landshut, Quelle: Stocks

Münsing am Starnberger See, Quelle: Stocks

Bayrische Lebensfreude, Quelle: Stocks

Das Friedensdenkmal in München, Quelle: Stocks

Der Viktualienmarkt in München, Quelle: Stocks